(Auszug aus den Berichten von Herrn Mag. Dr. Georg Tiefengraber)
Im Herbst 2012 erfolgte – wieder vom Arbeitskreis Falkenberg finanziert – durch das Archäologenteam unter Leitung von Mag. Dr. Georg die Nachuntersuchung jener Fundstätte, in der im Jahr 1851 der weltberühmte Strettweger Kultwagen gefunden wurde. Dieses Fürstengrab I (Tumulus I) überraschte schon durch seine einmaligen Ausmaße. So wurde eine 12 x 12 Meter große Steingrabkammer ergraben.
Diese lag ursprünglich in der Mitte eines gewaltigen Grabhügels mit einem Durchmesser von fast 40 Metern und einer Höhe von etwa 10 Metern. Der Grabhügel war einst von einer Steinmauer und einem umlaufenden Graben umgeben. Das Fürstengrab wies durch die wenig sensiblen Ausgrabungen im Jahr 1852, die landwirtschaftliche Nutzung und illegale Sondengänger erhebliche Störungen auf. Dennoch blieben unzählige (rund 4.000 Stück !) zugehörige und Teile von bislang unbekannten Gegenständen aus Bronze, Eisen, Bernstein, Glas, Gold und Keramik sowie die verbrannten Knochensplitter der Bestatteten liegen. Auch ergänzende Teile des Kultwagens konnten entdeckt werden. Die Zusammensetzung des gesamten Fundensembles rückt die Interpretation des Grabes in ein neues Licht:
1. Wahrscheinlich wurden vier Personen im Grab bestattet, der Fürst, die Fürstin, ein Diener und ein junges Mädchen bzw. eine Frau.
2. Herausragend sind dabei die Beigaben der Fürstin, die neben reichem Goldschmuck einprächtiges Bernsteinkollier so wie ein Gewand, das mit zahlreichen einst goldglänzenden,verzierten Bronzeplättchen geschmückt war, besaß. Im Gegensatz dazu wirken die Beigaben der bestatteten Männer im Vergleich mit anderen Fürstengräbern eher bescheiden.
3. Es ist daher zu vermuten, dass die Fürstin auch die Funktion einer Priesterin inne hatte. Unter diesem Aspekt wird zu überdenken sein, ob der Kultwagen tatsächlich dem Fürsten zuzuordnen ist, oder ob er der Priesterin/Fürstin ins Grab mitgegeben wurde.
4. Es kann momentan darüber spekuliert werden, dass auch Teile eines zweiten Kultwagens in das Grab gelangten. Dieser Wagen sowie der persönliche Besitz der Verstorbenen und weitere Beigaben wurden auf dem Scheiterhaufen mitverbrannt, kleinteilige verschmolzenen Wagenreste wurden abschließend in der Grabkammer deponiert. Möglicherweise werden auch Teile des bekannten Kultwagens (z.B. Räder,verziertes Pferd) diesem zweiten Kultwagen zuzuordnen sein, hier bleibt jedoch die Restaurierung der neuen Funde abzuwarten.
Die Archäologen mit Grabungsteam
Schmelzen von Cyclododekan, das als Stabilisierungs- mittel für sensible Funde auf der Ausgrabung Verwendung findet
Beurteilung eines Fundobjektes durch die Archäologen Dr. Tiefengraber und Mag. Moser und den Grund- stücksbesitzer Steiner
Die täglichen Führungen durch das Archäologenteam werden von den zahlreichen Besuchern begeistert angenommen
Das in Säcken abgefüllte Aushubmaterial kommt zum Schlämmen, um auch kleinste Teile – z.B. organische Reste – sicherzustellen
Blick vom Falkenberg auf die Ausgrabung. Was mag in den weiten Feldern des Aichfeldes noch verborgen sein ?"